Faktizit?tskonstruktion: Unterbestimmtheit als Motor von Fachkommunikation

Das Forschungsvorhaben strebt die Untersuchung dynamischer Austausch- und Oszillationsprozesse zwischen psychiatrischer und juristischer Fachkommunikation vom 19. bis zum 20. Jahrhundert an, um daraus resultierende Faktizit?tskonstruktionen fassbar werden zu lassen. Dabei sollen die in der psychiatrischen Diagnostik als dissoziale Pers?nlichkeitsst?rungen bezeichneten Verhaltensauff?lligkeiten als Aushandlungsgegenst?nde interfachlicher Kommunikation im Mittelpunkt stehen.

Diese Pers?nlichkeitsst?rungen geh?ren seit dem Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur zum Grundbestand psychiatrischer Krankheitslehren, sondern werden auch als forensisch relevanter Gegenstand aufgegriffen und finden Eingang in die Rechtsprechung. Lange wurden sie dort als ?seelische Abartigkeit“ bezeichnet. Heute spricht § 20 StGB hingegen von ?einer schweren anderen seelischen St?rungen“. Trotz diachroner Variabilit?t und der Umstrittenheit der Beschreibungen dieser St?rungen greift das Recht dennoch auf eben diese Beschreibungen zurück und akzeptiert sie als Faktum. Dies wirft die Frage auf, wie ein wissenschaftlicher Gegenstand angesichts seiner Strittigkeit und schwierigen Bestimmbarkeit konstituiert und wie das mit ihm verbundene Wissen im Zusammenspiel der verschiedenen Fachdisziplinen transformiert wird.

Das Forschungsvorhaben wird dahingehend den Wechselwirkungen zwischen den psychiatrischen Konstruktionen des Nicht-Normalen und ihren Bedeutungen für Recht und Rechtsprechung nachgehen. Dabei soll auch der bisher in der Fachsprachenforschung kaum konturierte Aspekt der Unterbestimmtheit als Motor der Fachkommunikation erfasst und reflektiert werden.

Einerseits wird damit exemplarisch die sukzessive Entwicklung einer Fachsprache als eigenst?ndige Wissens- und Wissenschaftsdisziplin anhand der psychiatrischen Fachkommunikation zu dissozialen Pers?nlichkeitsst?rungen nachvollzogen. Andererseits werden interfachliche ?bernahmen sowie Weiterentwicklungs- und Beeinflussungsprozesse anhand des interdependenten Austausch- und Kommunikationsverh?ltnisses zwischen psychiatrischer und juristischer Fachkommunikation erfasst.

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Forschung und Lehre

Das Projekt setzt sich für eine Verzahnung von Forschung und Lehre ein.

 

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De­tail­in­form­a­tion­en

Das Forschungsvorhaben hat eine Laufzeit von 36 Monaten (01.10.2023-30.09.2026).

Projektmeilensteine

Die Projektleiterin ist Prof. Dr. Britt-Marie Schuster.

Der Projektmitarbeiter ist PD Dr. Friedrich Markewitz.

Es besteht eine Projektkooperation mit der Universit?t Heidelberg (Projektleiter an diesem Standort: Ekkehard Felder).

Prof. Dr. Britt-Marie Schuster

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Prof. Dr. Ekkehard Felder

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PD Dr. Friedrich Markewitz

Ich verstehe meine Arbeit im Sinne der Analyse der Umst?nde und Konsequenzen von Sprache in konkreten Anwendungskontexten. Die Reflexion des Verh?ltnisses zwischen sprachlichem Ph?nomen, Kommunikationsmedium und diskursiven Bedingungen pr?gt dabei mein linguistisches Vorgehen.

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