Kolja Liebau
Projektbeschreibung
Medien des Messens
Die unterschiedlichsten Dinge wurden schon als ?Medien‘ bezeichnet. Trotz dieser bestehenden Pluralit?t im Gebrauch des Medienbegriffs, sind die Medienwissenschaften überwiegend kommunikationsparadigmatisch ausgerichtet: Die sogenannten ?Massenmedien‘ wie Zeitung, Radio, Fernsehen oder auch Internet pr?gen nicht nur das alltagssprachliche, sondern auch das fachliche Verst?ndnis der ?Medien‘. Damit einher geht die Fokussierung auf ?Kommunikation‘ oder ?mediale ?bertragung‘, die sich beispielsweise im etablierten Terminus der ?Kommunikationsmedien‘ zeigt. Diese Ausrichtung des Fachs kann durchaus verwundern.
Denn es scheint ebenso mitlaufender Konsens zu sein, dass ?Medien‘ nicht nur für die menschliche Kommunikation, sondern auch für die Wahrnehmung bestimmend sind, wie es schon in 'klassischen' Texten der Medientheorie von Walter Benjamin oder Marshall McLuhan gedacht wird. Zudem kann gezeigt werden, dass sich das Denken des ?Medialen‘ und der Medienbegriff selbst im Kontext antiker Aisthesis-Lehren und deren sp?teren Rezeption entfalten.
Konsequenterweise tauchen in der medienwissenschaftlichen Diskussion auch immer wieder (Rand)Ph?nomene auf, die aus einer kommunikationstheoretischen Betrachtung herausfallen (müssen), beispielsweise Teleskope und Mikroskope.
Auff?llig sind die Probleme, die bei der Beschreibung und Einordnung dieser Ph?nomene in die fachliche Systematik auftreten. Besonders eklatant zeigt sich dies am obsoleten Verst?ndnis dieser Ger?te als ?Organextensionen‘ – jenem Motiv, welches McLuhan von Ernst Kapps Technikphilosophie übernimmt und auf die ?Medien‘ übertr?gt. Sobald hier ?Medien‘ und Wahrnehmung verknüpft werden, geschieht dies – im Gegensatz zur sozialen Sph?re der zwischenmenschlichen Kommunikation – auf einer Individualebene.
Sowohl das ?instrumentelle‘ Verst?ndnis von Technik muss in Hinblick auf Eigengewicht und -dynamik von (Hart)Technologien revidiert werden, als auch die solit?re Betrachtung von Technik, die sie auf der Ebene der Sinnesorgane des Einzelnen zu erkl?ren versucht, um die kollektiven Einflüsse wahrnehmungsver?ndernder Technologien analysieren zu k?nnen.
In meiner Dissertation m?chte ich mich dieser anderen Art von vermittelnden (?Medien‘?)Technologien und ihren ?Vermittlungsprozessen‘ widmen, die sich nicht mit Kommunikation – oder zumindest nicht mit dem gel?ufigen Verst?ndnis davon – greifen lassen und gleichzeitig die erw?hnte Diskrepanz innerhalb des Technikverst?ndnisses aufarbeiten. Dazu sollen verschiedene (numerisch-skalierte) Messger?te den Hauptgegenstand der Arbeit bilden. Meine These ist, dass gerade jene Messger?te, indem sie technische und semiotische Dimensionen in besonderer Weise verbinden, interessante Gegenst?nde der Medienforschung darstellen, die Auskunft über die – oftmals sehr abstrakt gedachten – ?medialen Prozesse‘ geben k?nnen.
Wie also k?nnen diese Messger?te selbst, aber gerade auch die ihnen immanenten Vermittlungsprozesse aus einer medienwissenschaflichen Perspektive verstanden werden?
Kontakt
Kolja Liebau
Universit?t Paderborn
Graduiertenkolleg Automatismen
360直播吧 Str. 100
33098 Paderborn
E-Mail: kolja.liebau[at]uni-paderborn.de
Medientheorie und -geschichte, Technikphilosophie und -soziologie, Epistemologie, Semiotik.
Seit 05/2014
Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Doktorand) am Graduiertenkolleg Automatismen an der Universit?t Paderborn
10/2004 – 09/2013
Diplomstudiengang Medienwissenschaften an der Universit?t Paderborn
- Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM)