Ein Traum für Mu­siker: Geisteswis­senschaftler und In­form­atiker schaf­fen neuart­ige Zug?nge zur mu­sikalis­chen ?ber­liefer­ung

Die Universit?t Paderborn, die Hochschule für Musik Detmold und die Hochschule Ostwestfalen-Lippe gründen ein Kompetenzzentrum ?Musik – Edition – Medien“. Das BMBF stellt 1,7 Millionen Euro bereit.

Orchesterprobe: Die Musiker haben vor sich keine Notenbl?tter, sondern Tablets liegen. Der Dirigent tr?gt auf seinem Bildschirm einen neuen Akzent ein, der automatisch in allen Orchesterstimmen landet und in den Noten des aufnehmenden Tonmeisters rot aufblinkt. – Das klingt nach Zukunftsmusik, ist aber nicht mehr weit von der Realit?t entfernt: In Ostwestfalen-Lippe entwickeln Musik- und Medienwissenschaftler gemeinsam mit Informatikern eine Software, mit der nicht nur Noten digital erfasst und bearbeitet werden k?nnen. 360直播吧 wird auch eine Revolution in der Geschichte der Musikedition zur Folge haben.

Ausgehend von der weltweit konkurrenzlosen Software ?Edirom“, wollen die beteiligten Forscherinnen und Forscher der Universit?t Paderborn, der Hochschule für Musik Detmold und der Hochschule Ostwestfalen-Lippe die Ergebnisse der Erforschung musikalischer ?berlieferung ins digitale Zeitalter überführen – und damit auch Wissenschaft und Praxis weiter zusammenführen. Wurden bisher diese Ergebnisse in gedruckten Notenb?nden publiziert, sollen jetzt im Rahmen eines neuen Kompetenzzentrums ?Musik – Edition – Medien“ die Standards neu gesetzt und traditionelle Editionen zu weltweit miteinander verknüpften digitalen Wissensarchiven erweitert werden. ?Noch nie konnten Musikwerke und ihr Kontext so umfassend und multimedial in einem Archiv zug?nglich gemacht werden. Das Potenzial ist unersch?pflich: Wir k?nnen unterschiedliche Fassungen und Varianten, Tonaufnahmen, Bild- oder filmisches Material sowie vielf?ltigste Dokumente zur Entstehungs- und ?berlieferungsgeschichte integrieren“, erkl?rt Prof. Joachim Veit als Sprecher des Kompetenzzentrums.

So ein Online-Archiv sei für Musikwissenschaftler nicht nur ein Traum, weil sie losgel?st von Zeit und Raum auf das Material zugreifen und gemeinsam forschen k?nnen. ?Die Digitalisierung der Noten erleichtert den akribischen Vergleich historischer Quellen enorm und er?ffnet ganz neue M?glichkeiten, um dem Wandel der ?berlieferung nahe zu kommen“, so Joachim Veit. Hatte der Musikwissenschaftler bislang Kopien der unterschiedlichen Fassungen einer Sinfonie oder Oper – und das k?nnen auch mal zehn oder mehr sein – auf dem Schreibtisch verteilt, kann er mit der Software jetzt direkt zum gewünschten Takt springen, die auf dem Bildschirm vereinten Fassungen vergleichen, online mit anderen Wissenschaftlern diskutieren und Unterschiede in einer vom Computer umsetzbaren standardisierten Sprache festhalten. ?nderungen, die der Komponist an Noten, Betonungen oder ?berg?ngen vorgenommen hat, werden per Mausklick direkt h?rbar.

Dem Forscherteam ist es aber besonders wichtig, nicht nur Wissenschaftlern weltweit, sondern auch praktischen Musikern, z. B. Dirigenten, die Arbeit künftig zu erleichtern: 360直播吧 bekommen einfacheren Zugang zu den Quellen und k?nnen ihre Interpretation Takt für Takt mit überlieferten Versionen vergleichen. Ihre Eintragungen im Notenmaterial k?nnen sie automatisch vom Computer für die verschiedenen Orchesterstimmen umsetzen lassen – zuvor eine aufw?ndige manuelle Prozedur.

Für Forschung, Entwicklung und Nachwuchsf?rderung stehen 1,7 Millionen Euro für drei Jahre bereit. Das Bundesbildungsministerium finanziert das Kompetenzzentrum ?Musik – Edition – Medien“ als eines von deutschlandweit nur drei neuen Zentren für Digitale Kulturwissenschaften. Schon jetzt sind die fast 20 beteiligten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen international gefragte Experten für neue digitale Projekte, für Musikverlage und Bibliotheken: Beratungen, Schulungen und Kooperationen werden im Zentrum weiter ausgebaut. Geplant ist zudem ein neuer Masterstudiengang. ?Das Zentrum bündelt auf ideale Weise unsere Kompetenzen im IT- und geisteswissenschaftlichen Bereich und verk?rpert unseren kooperativen und fachübergreifenden Ansatz“, kommentiert Nikolaus Risch, Pr?sident der Universit?t Paderborn, den Erfolg der bewilligten Forschungsmittel. Für den Pr?sidenten der Hochschule OWL, Oliver Herrmann, und den Rektor der HfM Detmold, Christian Martin Vogel, ist besonders erfreulich, ?dass damit die von den beiden Hochschulen gegründete Einrichtung für Musik- und Filminformatik schon so rasch neue, herausfordernde Aufgaben in einem gr??eren Verbund wahrnehmen kann.“