Universit?ten Bielefeld und Paderborn gründen gemeinsames Institut zu künstlicher Intelligenz
Sprachassistenten, Smart Homes oder Industrie-4.0-Systeme: Künstliche Intelligenz (KI) automatisiert zunehmend Abl?ufe in unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereichen. Allerdings erweisen sich KI-Systeme oftmals als nicht besonders kompetent, weil ihnen Hintergrund- oder Kontextwissen fehlt oder weil sie die Tragweite und Implikationen von Annahmen und Entscheidungen nicht einsch?tzen und ihre Handlungen nicht erkl?ren k?nnen. Im Joint Artificial Intelligence Institute (JAII) bündeln die beiden Universit?ten Bielefeld und Paderborn ihre Forschungskompetenzen in diesem Forschungsfeld. Die Universit?ten haben das Institut gestern (14.07.2020) gemeinsam gegründet. Im JAII wird zukünftig an den Grundlagen von KI-Systemen geforscht, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das Ziel: KI-Systeme sollen Menschen als kompetente Partner unterstützen und in die Lage versetzt werden, Alltagsprobleme besser und verl?sslicher zu l?sen als bislang.
?Im Joint Artificial Intelligence Institute bündeln und intensivieren die Universit?ten Bielefeld und Paderborn ihre herausragende und weithin sichtbare Forschung im Feld der künstlichen Intelligenz, um einen noch besseren Beitrag zu wichtigen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen leisten zu k?nnen“, sagt Professorin Dr. Birgitt Riegraf, Pr?sidentin der Universit?t Paderborn. Gemeinsam mit Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, dem Rektor der Universit?t Bielefeld, unterzeichnete sie gestern den Vertrag zur Gründung des neuen Instituts. Die beiden ostwestf?lischen Universit?ten kooperieren seit Jahren, um künstliche Intelligenz menschenzentrierter und nachhaltiger zu gestalten. So forschen Wissenschaftler*innen aus Bielefeld und Paderborn seit 2016 in dem gemeinsamen Forschungsschwerpunkt ?Digitale Zukunft“ an solchen Fragestellungen. Bereits seit 2011 kooperieren die beiden Universit?ten mit weiteren Partnern aus Wissenschaft und Forschung zudem im Spitzencluster Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe (it’s OWL), das 2018 durch das Verbundprojekt ITS.ML (?Intelligente Technische Systeme der n?chsten Generation durch Maschinelles Lernen“) erg?nzt wurde, an Innovationen für Automatisierung, Automotive und Maschinenbau. ?Es war konsequent, dass wir unsere Zusammenarbeit ausbauen und ein gemeinsames Institut ins Leben rufen“, sagt Gerhard Sagerer. ?So k?nnen wir fokussiert gemeinsame Forschungsprojekte anbahnen und unsere jeweiligen St?rken kombinieren.“
Das JAII arbeitet künftig an den Grundlagen künstlich intelligenter Systeme, die alltagstauglich sind und ihren Nutzer*innen Selbstbestimmtheit erm?glichen, statt diese zu bevormunden. Dabei verbindet das Institut nicht nur unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen: von Informatik über Rechtswissenschaft und Soziologie bis zu den Wirtschaftswissenschaften. Das Institut folgt au?erdem einem transdisziplin?ren Ansatz, indem Akteur*innen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in die Forschung einbezogen werden.
?Unsere Forschung ist so ausgelegt, dass sie frühzeitig Impulse aus der Praxis aufnimmt und damit authentische Szenarien berücksichtigt“, sagt Professor Dr. Philipp Cimiano von der Universit?t Bielefeld. Der Informatiker und sein Fachkollege Professor Dr. Eyke Hüllermeier von der Universit?t Paderborn geh?ren zu den Initiator*innen des JAII. ?Unser Anspruch ist, dass technische Systeme auf Augenh?he mit den Nutzer*innen agieren“, sagt Cimiano. ?Wenn Maschinen mit Algorithmen Entscheidungen treffen, bleibt für die Nutzer*innen oft unklar, wie es dazu gekommen ist. Unsere Forschung soll dahin führen, dass Maschinen nachvollziehbar machen, wie sie zu ihren L?sungen gelangen, sodass auch Laien mit ihnen partnerschaftlich alternative Wege entwickeln k?nnen.“
Um Entscheidungen erkl?ren zu k?nnen, müssen technische Systeme ein Verst?ndnis für die Situationen haben, in der sie L?sungen anbieten. Auch an den Grundlagen für solche alltagskompetenten Systeme wird das neue Institut arbeiten. ?Künstliche Intelligenz wird heute vielfach auf den Einsatz maschineller Lernverfahren reduziert, die datengetriebene L?sungen für isolierte Teilprobleme erzeugen, dabei aber oft den jeweiligen Kontext vernachl?ssigen und erlernte F?higkeiten nur unzureichend in ein allgemeines Weltwissen einbetten“, sagt Eyke Hüllermeier. ?Ein autonomes Fahrzeug wird nicht allein durch das Erkennen von Verkehrssignalen zu einem kompetenten Verkehrsteilnehmer. Hierzu notwendig ist ein umfassendes Verst?ndnis aller Elemente des Stra?enverkehrs – Autos und andere Objekte, Fu?g?nger, Radfahrer etc. – sowie deren Beziehungen untereinander und Zusammenwirken im Rahmen eines Gesamtsystems.“ In der Medizin k?nnen technische Systeme sinnvoll unterstützen, wenn sie den einzelnen Fall verstehen. ?Es reicht nicht, ein technisches System Datenbanken nach Therapien für ein bestimmtes Krankheitssymptom durchforsten zu lassen“, erkl?rt Philipp Cimiano. ?Die Therapieans?tze müssen immer individuell und kontext-spezifisch an die Patient*innen angepasst werden, und die Vorschl?ge eines Systems müssen für Experte*innen, zum Beispiel ?rzt*innen, nachvollziehbar und verst?ndlich sein.“
Für die Forschungsaktivit?ten des JAII kombinieren die beiden ostwestf?lischen Universit?ten ihr Know-how. So bringt die Universit?t Bielefeld aus dem langj?hrigen Exzellenzcluster CITEC ihre Expertise zu Kognitiver Interaktionstechnologie in das JAII ein – also dazu, wie sich Maschinen gestalten lassen, die auf natürliche Weise mit dem Menschen interagieren und sich an wechselnde Situationen anpassen k?nnen. Die Universit?t Paderborn tr?gt ihre Expertise zu robusten und zugleich effizienten technischen Systemen bei, unter anderem entwickelt in dem seit 2011 laufenden Sonderforschungsbereich ?On-The-Fly Computing“ (SFB 901).
Kontakt:
Prof. Dr. Eyke Hüllermeier, Universit?t Paderborn
Fakult?t für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik
Telefon: 05251 60-1771
E-Mail: eyke@upb.de
Prof. Dr. Philipp Cimiano, Universit?t Bielefeld
Technische Fakult?t
Telefon: 0521 106-12249
E-Mail: cimiano@techfak.uni-bielefeld.de