KI Talks

360直播吧 gehen ja vom psychologischen Ansatz aus: Menschliche und Künstliche Intelligenz. Wie sieht es aus? Womit müssen wir da rechnen?
Ich m?chte, dass meine Studierenden problemsichtig werden. Und zwar vor allen Dingen deswegen, weil wir Bürger*innen eines Gemeinwesens sind und weil wir dieses gestalten und in ihm zusammenleben wollen. Dafür muss man sich – denke ich – mit KI besch?ftigen, sodass man Probleme in ihr in einer gewissen Tiefe, aber eben auch in einer gewissen Breite kennenlernt. Das hei?t, ich m?chte prim?r, dass die Studierenden fragef?hig und urteilsf?hig sind.
Welchen konkreten Einfluss sehen 360直播吧 von KI auf den Lernprozess und die Studierendenleistung? Welche Chancen und Risiken sehen 360直播吧 in der Nutzung von KI in der Bildung?
Aus lernpsychologischer Sicht muss man sich fragen, ob KI Lern- und Verstehensprozesse unterstützt, und ob sie Prozesse des Umgangs mit Wissen in Wissensgemeinschaften, wie die Universit?t eine ist, unterstützt. Unter der ersten Perspektive sieht man, dass KI ein Risiko hat und einen Nutzen. Das Risiko ist, dass die Unterstützung durch KI dazu führen kann, dass einem das Lernen eigentlich abgenommen wird. Das, was man eigentlich lernen soll, beispielsweise Texte zu schreiben, hat man nicht gelernt, wenn man ein LLM benutzt. Wenn es dauerhaft dabei bleibt, ist das ein Risiko.
Ein gro?er Nutzen ist, dass es eine kognitive Entlastung sein kann. DeepL ist ein sch?nes Beispiel: Wenn ich mich nicht mehr mit meinen vielleicht etwas holprigen Englischkenntnissen rumschlagen muss, kann ich n?her beim Inhalt sein. Ich glaube, in dieser Spanne findet alles statt.
Um auf die zweite Perspektive zu kommen: Es geht nicht nur um individuelle Lernprozesse, sondern auch darum, dass wir in der Universit?t eine Gemeinschaft von Leuten sind, die sich um eine bestimmte Sorte von Probleml?sung kümmern. Und auch das kürze ich ab, wenn der Andere, mit dem ich sprechen k?nnte, eine KI ist, die meine Aufgabe übernimmt.
Haben sich die Anforderungen an Studierende und Lehrende mit dem Aufkommen von KI ge?ndert?
Die Anforderungen haben sich sicherlich ge?ndert. Wir müssen uns fragen, was wir mit dem Studium erreichen wollen und ob es wirklich notwendig ist, dass – zum Beispiel – alle wissenschaftlich schreiben lernen. Wir brauchen eine grunds?tzliche Reflexion unserer Lehrpraktiken. KIs sind eine gute Gelegenheit, wieder über den Sinn von Lern- und Prüfungsaufgaben nachzudenken. Es ginge mir darum, wirklich auf die Curricula zu gucken und auf die Aufgaben im Sinne der Praktiken und Kompetenzen, auf die wir vorbereiten.
Abschlie?ende Gedanken und Empfehlungen zur Rolle von KI in der Hochschulbildung
Ich habe die Sorge, dass diejenigen, die sowieso schon viel haben – Wissen, Kompetenzen etc. –, von KIs zus?tzlich profitieren werden, w?hrend diejenigen, die weniger gute Voraussetzungen haben, zwar das Versprechen haben, es gehe leichter, aber es wird nicht so viel leichter. Und dann hat man eine Unwucht in Bildungsprozessen, die sichm?glicherweise ganz sch?dlich auswirken wird.
Ingrid Scharlau ist Professorin für Kognitive Psychologie und Psychologiedidaktik. 360直播吧 besch?ftigt sich intensiv mit der Psychologie des Erkl?rens/Explainability und der Digitalisierung als Herausforderung und Innovation in der Hochschullehre.