ICILS 2023: In­ter­na­ti­o­na­le Ver­gleichs­s­tu­die zu di­gi­ta­len Kom­pe­ten­zen von Schü­ler*in­nen

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Der sichere und kompetente Umgang mit digitalen Medien hat in den vergangenen Jahren weiter erheblich an Bedeutung gewonnen. Damit die heranwachsende Generation von diesen dynamischen Ver?nderungen profitieren kann, ist der schulische Bildungsbereich in der Verantwortung, die ben?tigten p?dagogischen sowie technologischen Rahmenbedingungen bereitzustellen. Die zentrale Herausforderung ist es, den Schüler*innen den kompetenten, reflektierten, produktiven und kommunikativen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Wie es um diese F?higkeiten und Kompetenzen bestellt ist, zeigt die internationale Vergleichsstudie ?International Computer and Information Literacy Study 2023“ (ICILS 2023). Zum dritten Mal – nach ICILS 2013 und ICILS 2018 – werden die digitalen Kompetenzen von Achtkl?ssler*innen sowie die Rahmenbedingungen des Kompetenzwettbewerbs in Deutschland im internationalen Vergleich untersucht und Informationen zum schulischen Lehren und Lernen mit digitalen Medien erhoben. Das nationale Forschungszentrum der Studie 2023 liegt, wie schon für ICILS 2018, an der Universit?t Paderborn. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit vier Millionen Euro gef?rdert und von der Europ?ischen Kommission kofinanziert. In Deutschland beteiligen sich an der Studie 230 zuf?llig und repr?sentativ ausgew?hlte Schulen der Sekundarstufe I aus allen 16 Bundesl?ndern. In jeder dieser Schulen wurden nach einem internationalen Stichprobenplan zuf?llig eine Klasse der achten Jahrgangsstufe sowie in der Regel 15 Lehrpersonen, die jeweilige Schulleitung und die Person, die für IT-Koordination der Schule verantwortlich ist, befragt.

Neue Erkenntnisse zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen

Im Fokus der Studie stehen die digitalen Kompetenzen der Schüler*innen, die in zwei Testdom?nen erfasst werden. Prof. Dr. Birgit Eickelmann, wissenschaftliche Leitung der ICILS 2023 für Deutschland und Leiterin der Arbeitsgruppe Schulp?dagogik am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universit?t Paderborn, erkl?rt: ?Dank der aktuellen Ergebnisse k?nnen die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schüler*innen in Deutschland erstmalig in einem Trend über zehn Jahre hinweg dargestellt werden. Hier zeigt sich für Deutschland, dass mit 502 Punkten im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen diese in einem vergleichsweise schwachen Staatenfeld zwar über dem internationalen Mittelwert (476 Punkte) liegen; die mittleren Kompetenzen im Vergleich zu ICILS 2013 und ICILS 2018 jedoch deutlich rückl?ufig sind. Eickelmann ordnet ein: ?Wir sehen bei dem Blick auf die Verteilung auf die fünf erfassten Kompetenzstufen, dass nunmehr mehr als 40 Prozent der Achtkl?ssler*innen nur die unteren beiden Kompetenzstufen erreichen. An den nicht gymnasialen Schulformen liegt dieser Anteil sogar bei mehr als 55 Prozent. Insgesamt sind es vor allem die nichtgymnasialen Schulformen, die in den n?chsten Jahren noch viel st?rker unterstützt werden müssen. Dabei kommt neben Ma?nahmen auf der Systemebene und auf der Schulebene vor allem der gezielteren, kontinuierlichen und zeitgem??en Lehrerfortbildung sowie der St?rkung der Schulleitungen als ,Digital Learning Leaders‘ eine besondere Rolle zu.“

Studie zeigt Entwicklungs- und Handlungsbedarfe für Deutschland

?Lange Zeit überwog die Skepsis gegenüber dem Digitalen in der Bildung“, erkl?rt Eickelmann. ?Doch in den vergangenen Jahren haben digitalisierungsbezogene Innovationen Rückenwind bekommen“, f?hrt sie fort. Aus der ICILS-2023-Studie geht gleichwohl hervor, dass es weiterhin dringende Entwicklungsbedarfe gibt. Für Deutschland zeigen die nun vorgelegten Ergebnisse, dass sich die technologische Ausstattung in den Schulen in Deutschland deutlich weiterentwickelt hat, wenngleich nun Ma?nahmen zur Modernisierung eingefordert werden. Im internationalen Vergleich ist jedoch auch eine gewisse Dringlichkeit ersichtlich, neuere Technologien, wie z. B. adaptive Lernsysteme zur Unterstützung von Lernprozessen auszuweiten. Weiterhin zeigt die Studie, dass für 70 Prozent der Lehrkr?fte das Unterrichten mit digitalen Medien selbstverst?ndlich geworden ist. Dieser Anteil ist in den vergangenen fünf Jahren erheblich gestiegen und verdeutlicht die Entwicklung hin zu einer Normalit?t des Digitalen im Lehrer*innenalltag. Jedoch erreichen die Entwicklungen und Ma?nahmen der letzten Jahre l?ngst nicht alle Schüler*innen: So geben beispielsweise nur 25 Prozent der Achtkl?ssler*innen an, dass sie t?glich digitale Medien in der Schule für schulische Aufgaben nutzen. Dieses Ergebnis steht im klaren Gegensatz zu den Wünschen und Erwartungshaltungen der Schüler*innen. Eickelmann: ?Im Rahmen der Studie bringen 90 Prozent der Schüler*innen ihre hohe Motivation am Lernen mit digitalen Medien zum Ausdruck. Zukünftig gilt es also, schüler*innenorientierte, lernf?rderliche und sinnstiftende Lernarrangements zu entwickeln. Hierbei wird es auch darum gehen, die Potenziale digitaler Medien vor dem Hintergrund der M?glichkeiten von KI in der Schule f?rdern.“

Erkenntnisse zum Kompetenzbereich ?Computational Thinking‘

Im Zusatzmodul ,Computational Thinking‘, der zweiten Testdom?ne in ICILS, ist erstmals ein Vergleich der Kompetenzen über fünf Jahre m?glich. Letzterer Kompetenzbereich ist seit ICILS 2018 Teil der Studie und spielt unter anderem im Kontext der Verwendung von Algorithmen und Modellierungen zur Probleml?sung eine Rolle. Er ist in vielen europ?ischen L?ndern, u.a. in der deutschsprachigen Schweiz und in ?sterreich, bereits seit einigen Jahren in schulische curricular verankert.  Für diesen Kompetenzbereich zeigt sich, dass die mittleren Kompetenzen in den letzten fünf Jahren zumindest nicht noch weiter gesunken sind. Deutschland erreicht im Mittel nur 479 Punkte und liegt damit deutlich unter den Ergebnissen vieler anderer, auch europ?ischer L?nder.

Innovative Lehrkr?fteausbildung an der Universit?t Paderborn

An ein Ergebnis wird die Universit?t Paderborn in besonderer Weise anknüpfen k?nnen. W?hrend in Deutschland nur ca. 30 Prozent der Lehrkr?fte – und damit im internationalen Vergleich eher wenige – angeben, das Unterrichten mit digitalen Medien bereits in der Lehrkr?fteausbildung erlernt zu haben, zeigt sich, dass die junge Lehrkr?ftegeneration hier zu deutlich gr??eren Anteilen bereits in verschiedenen digitalisierungsbezogenen Bereichen Erfahrungen in der Lehrkr?fteausbildung gesammelt hat. Nicht zuletzt im Rahmen der Qualit?tsoffensive Lehrkr?ftebildung mit dem phasenübergreifenden Forschungsprojekt COMeIN (?Communities of Practice NRW – für eine Innovative Lehrerbildung“) sowie mit den Folgeprojekten im Rahmen des gro?en, ebenfalls vom BMBF gef?rderten bundesweiten Vorhabens lernen:digital, an dem die Universit?t Paderborn mit verschiedenen Teilprojekten beteiligt ist, ist der hohe Stellenwert einer zeitgem??en und innovativen Lehrkr?fteausbildung an der Universit?t Paderborn in Forschung und Lehre nochmals ausgebaut worden.

Bereitstellung der Ergebnisse

Der komplette Bericht zur Studie sowie eine Kurzfassung der Ergebnisse für Deutschland sind auf der Projekt-Webseite einsehbar. Dort findet sich auch ein Link zu einem Video zur Studie, das sechs m?gliche Entwicklungsperspektiven für den schulischen Bildungsbereich auf Grundlage der Ergebnisse der ICILS-2023-Studie erl?utert. Ebenso stehen die bundeslandspezifischen, ersten Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung, das als einziges Bundesland wieder an ICILS teilgenommen hat. Neben den Ergebnissen zu den digitalen Kompetenzen der Schüler*innen werden in der Berichtlegung ausgew?hlte Ergebnisse zu den Rahmenbedingungen und Prozessen schulischer Bildung in der digitalen Transformation aufgegriffen. Im Fokus stehen dabei die Perspektiven der Schüler*innen, Lehrkr?fte und Schulleitungen. Ferner werden umfassende Befunde zu den technologischen Rahmenbedingungen in Deutschland im internationalen Vergleich auf einer empirisch fundierten Grundlage bereitgestellt.

Eine Gruppe Menschen steht zusammen neben einem Aufsteller mit der Aufschrift ICILS 2023.
Foto (Universit?t Paderborn, Besim Mazhiqi): Die Arbeitsgruppe Schulp?dagogik (von links nach rechts): Regina Sonnenkemper, Inessa Fliegner, Johannes Niggemeier, PD Dr. Kerstin Drossel, Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Michael Funk, Gianna Casamassima, Finja Amelie Laskowski, Dr. Jan Niemann und Melanie Bruno. Nicht anwesend: Marius Domke, Anna Oldak, Nadine Fr?hlich.

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