In Berlin ist Prof. Dr. Christine Silberhorn von der Universit?t Paderborn am Mittwoch, 16. M?rz, der mit 2,5 Millionen Euro dotierte Leibniz-Preis verliehen worden. Damit ist Prof. Silberhorn eine der Tr?gerinnen des wichtigsten Forschungsf?rderpreises in Deutschland.
Der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erkannte insgesamt vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftlern den Leibniz-Preis 2011 zu. Die Ausgezeichneten waren vom zust?ndigen Nominierungsausschuss aus 152 Vorschl?gen ausgew?hlt worden.
Pr?sident Prof. Dr. Nikolaus Risch bei der Bekanntgabe der Preistr?ger im letzten Jahr: ?Das ist eine wunderbare Nachricht. Ich bin au?erordentlich erfreut und stolz, dass unsere Kollegin Prof. Dr. Christine Silberhorn diese h?chste Auszeichnung im deutschen Wissenschaftsbereich erh?lt. Damit wird wieder deutlich sichtbar: Die Universit?t Paderborn ist endgültig in der ersten Liga der forschungsstarken Universit?ten angekommen.“
Prof. Dr. Christine Silberhorn: ?Ich freue mich, dass wir mit dem Preis fantastische M?glichkeiten haben, den neuen Lehrstuhl in einzigartiger Art und Weise aufzubauen. An dieser Stelle m?chte ich mich bei meiner Max-Planck-Gruppe aus Erlangen ganz besonders bedanken, die ma?geblich an diesem Erfolg mitgewirkt hat. Einige von ihnen sind auch an die Universit?t Paderborn mitgekommen. Zusammen mit der ehemaligen Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wolfgang Sohler entwickeln wir neue Wellenleiter-Chips, die spezifisch für zukünftige Anwendungen in der Quantentechnologie designt werden. Und anderem kann damit eine absolut sichere Datenübertragung in der sogenannten Quantenkryptografie gew?hrleistet werden."
Die Leibniz-Preistr?gerin 2011 Prof. Dr. Christiane Silberhorn von der Universit?t Paderborn im Kurzportr?t:
Christine Silberhorn ist die jüngste Tr?gerin des Leibniz-Preises 2011. Trotz ihrer erst 36 Jahre hat sie bereits eine Spitzenstellung in der experimentellen Quantenoptik mit enormer internationaler Sichtbarkeit inne. Ihre Arbeiten zur Quanteninformationsverarbeitung zeichnen sich durch den Einsatz von kontinuierlichen statt diskreten Variablen und eine au?ergew?hnliche thematische Bandbreite aus. Diese reicht von Quantensystemen mit einzelnen Photonen und kontinuierlichen Variablen über die Implementierung von verschr?nktem Licht, basierend auf Glasfasern und Wellenleitern, bis zu Quantennetzwerken mit zahlreichen Kan?len. Besonderes Aufsehen erregten Silberhorns Beitr?ge zur Realisierung von sogenannten Einstein-Podolsky-Rosen-Zust?nden und zur Quantenkryptographie mit kontinuierlichen Variablen. Auch ihre neueren Experimente zur Realisierung und Messung sogenannter Fock-Zust?nde mit hoher Photonenzahl sind bedeutsam.
Schon ihre Dissertation, die Christine Silberhorn nach dem Lehramtsstudium der Physik und Mathematik in Erlangen-Nürnberg zur Quanteninformationsverarbeitung anfertigte, wurde mit dem Ohm-Preis ausgezeichnet. Nach dem Postdoktorat in Oxford habilitierte sich Silberhorn 2008 an der Universit?t Erlangen-Nürnberg, von wo sie 2010 einem Ruf auf einen Lehrstuhl für Experimentalphysik an der Universit?t Paderborn folgte. 2008 erhielt sie die wichtigste Auszeichnung für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland, den Heinz Maier-Leibnitz-Preis von DFG und BMBF – dem nur zwei Jahre sp?ter jetzt der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis folgt.
Dankesrede von Prof. Dr. Christine Silberhorn anl?sslich der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisverleihung am 16. M?rz 2011 im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Schavan,
sehr geehrter Herr Senator Z?llner,
sehr geehrter Herr Pr?sident Kleiner,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
für jeden deutschen Wissenschaftler gibt es wohl kaum eine gr??ere Ehre und Freude, als den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis entgegennehmen zu dürfen. Im Namen aller Preistr?ger m?chte ich im Folgenden versuchen, unsere Dankbarkeit in Worte zu fassen und darzustellen, welche Bedeutung diese Auszeichnung für uns hat – auch wenn wir dies wohl selbst noch nicht vollst?ndig erfassen k?nnen.
Unser erster Dank gilt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, vertreten durch Herrn Professor Kleiner und der Kommission, die jeden Einzelnen von uns ausgew?hlt hat, sowie dem Bund und den L?ndern, die die ?u?erst gro?zügigen Preisgelder zur Verfügung stellen. Tats?chlich ist der Leibniz-Preis – als der h?chstdotierte wissenschaftliche Forschungspreis in Deutschland – allein schon durch diese ungew?hnliche finanzielle Gr??enordnung auf nationaler und internationaler Ebene einmalig. Dabei geht es um weit mehr als allein um die Tatsache, dass uns Preistr?ger die finanzielle Ausstattung für die n?chsten Jahre nahezu von jeglichen materiellen Sorgen enthebt.
Als Wissenschaftler stehen für uns die Begeisterung für unser Fachgebiet und der Wissensdrang nach Neuem im Vordergrund, wobei wir mit Leidenschaft und Freude in den verschiedensten Themenfeldern forschen. Allerdings sind wir auf die finanzielle Unterstützung von Gesellschaft und Politik angewiesen, und es ist gut verst?ndlich, wenn man uns nach einer Rechtfertigung für unser Handeln fragt. Im internationalen Vergleich sehen wir, dass derzeit aufgrund wirtschaftlich unsicherer Perspektiven in vielen L?ndern am Forschungsetat gespart wird. In Deutschland hingegen galt und gilt die Freiheit der Forschung traditionell als ein sehr hohes Gut, und der Wissenschaft wird allgemein eine hohe gesellschaftliche Bedeutung beigemessen. Der Wert der Bildung und Forschung l?sst sich dabei gerade nicht anhand kurzfristiger Rentabilit?tsaussichten beurteilen. Das F?rdersystem hierzulande, insbesondere vertreten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, gibt Raum für kreatives Arbeiten, das von der Neugier nach neuen Erkenntnissen getrieben wird. Der Leibniz-Preis setzt ein besonders sichtbares Zeichen in dieser Richtung, denn er stellt erhebliche Geldmittel ohne Vorbedingungen und Nützlichkeitskriterien zur freien Verfügung. Mit ihm ist ein gro?er Vertrauensbonus verbunden. Wir dürfen die gewonnenen Freiheiten und Spielr?ume als Aufforderung verstehen, unbeschwert neue – auch ?gewagtere“ – Projekte anzugehen, uns in neuen Richtungen auszuprobieren und neue Strukturen in unserem Umfeld zu schaffen. Wir m?chten Ihnen hierfür unseren ganz besonderen Dank aussprechen. Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir damit auch in einer besonderen Verantwortung stehen, Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten angemessen in der
Gesellschaft zu vertreten, den Wert wissenschaftlicher Ergebnisse zu vermitteln und die Faszination für unser Fach weiterzugeben.
Jeder von uns steht für ein ganz spezielles Forschungsthema, und die heutige Auszeichnung würdigt Forschungsergebnisse, die wir nicht alleine, sondern zusammen mit Kollegen und Mitarbeitern an unseren Universit?ten und Instituten erarbeitet haben. Wir nehmen den Leibniz-Preis auch stellvertretend für unser Fachgebiet und all diejenigen entgegen, die uns auf unserer wissenschaftlichen Laufbahn begleitet haben. Unser Dank geht hier an unsere Lehrer und Mentoren, die uns die ersten Schritte in der Forschung gezeigt und in uns das erste Feuer für die Wissenschaft entfacht haben, sowie an Kollegen und Freunde, von denen wir als Postdocs oder jüngere Kollegen vieles gelernt haben und die auch heute noch unsere Arbeiten mitpr?gen.
Besonders wichtig ist uns an dieser Stelle der Dank an unsere eigenen Gruppenmitglieder, denn ohne ihre Unterstützung st?nden wir heute nicht hier. Im Alltag treiben sie die Forschung mit gro?em Engagement voran. Dabei ist für unsere Doktoranden und Postdocs die direkte berufliche Perspektive durchaus nicht sicher – insbesondere falls sie in der Forschung bleiben wollen. Erlauben 360直播吧 mir in diesem Zusammenhang als junge Professorin darauf hinzuweisen, dass die sp?te soziale Sicherheit im deutschen Forschungsbetrieb ?u?erst belastend auf junge Forscherinnen wirkt und die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Familie in der Praxis stark erschwert. Ein gro?er Dank geht daher auch an unsere Familien, die mit uns so manche emotional schwierige Situation durchgestanden haben.
Zum Abschluss m?chte ich noch auf den Patron des Preises, Gottfried Wilhelm Leibniz, zu sprechen kommen. Seine Arbeiten als Universalgelehrter sind so vielf?ltig und beeindruckend, dass wohl jeder Wissenschaftler einen ganz eigenen Bezug zu ihm herstellen kann. Für mich als Naturwissenschaftlerin sind seine wegbereitenden Arbeiten in der Mathematik sowie die Einführung des Dualsystems besonders beeindruckend. Dabei war Leibniz auf die Erfindung seiner Dyadik aus religi?sen und philosophischen Gründen sehr stolz, wusste aber technisch wenig damit anzufangen. Die wahre Bedeutung und Tragweite dieser Ergebnisse erkennen wir erst heute nach über 300 Jahren mit der Entwicklung der Computertechnologie. Dies zeigt sehr eindrücklich, welch langer Atem manchmal in der Forschung n?tig und wie wenig absehbar der eigentliche Nutzen von Wissenschaft ist. In diesem Sinne werden wir uns bemühen, das in uns gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und unseren Baustein für den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt beizutragen.