Juniorprofessorin Corinna Koch erkl?rt anl?sslich des franz?sischen Nationalfeiertags, warum deutsche Schüler/innen auch heute noch Franz?sisch lernen sollten
Der 14. Juli ist Nationalfeiertag in Frankreich: Im ganzen Land wird heute mit Milit?rparaden, Festen und Feuerwerk an die Errungenschaften der Franz?sischen Revolution erinnert. Paderborn verbindet mit dem Nachbarstaat die ?lteste St?dtepartnerschaft Europas und auch zwischen den Hochschulen besteht reger Austausch: Mit der Universit?t in Le Mans bieten wir seit mehr als zehn Jahren den gemeinsamen bilingualen Studiengang ?Europ?ische Studien“ an. Aber wie sieht es allgemein mit der Sprachkompetenz aus: Ist Franz?sischunterricht an deutschen Schulen überhaupt noch gefragt? Wir haben bei Juniorprofessorin Corinna Koch, Expertin für die Didaktik des Franz?sischen und Spanischen, nachgefragt.
Frau Koch, stimmt der subjektive Eindruck, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler lieber Spanisch als Franz?sisch lernen wollen?
An deutschen Schulen ist Franz?sisch noch immer die am zweith?ufigsten gelehrte Fremdsprache nach Englisch. Einer von fünf deutschen Schülern lernt Franz?sisch, die Quote ist relativ stabil. Was aber deutlich abgenommen hat, ist die Zahl derer, die ihr Abitur in Franz?sisch machen und sich damit z. B. auch weiter für ein Studium qualifizieren. Viele w?hlen Franz?sisch in der Oberstufe ab, gerade wenn es darum geht, die Sprache zu vertiefen und flüssig sprechen zu lernen. Au?erdem kann man feststellen, dass Spanisch auf dem Vormarsch ist – da gab es einen regelrechten Boom in den letzten Jahren.
Woran liegt das?
Leider ist die Auffassung weit verbreitet, dass Spanisch leichter sei als Franz?sisch. Das ist aber eine Illusion: Was z. B. die Grammatik betrifft, gibt es keinen Unterschied. Viele Schüler/innen entscheiden sich dafür, Franz?sisch in der Oberstufe abzuw?hlen und dafür Spanisch als dritte Fremdsprache zu nehmen, weil es grunds?tzlich einfacher erscheint, eine neue Sprache anzufangen, als eine andere zu vertiefen. Dazu kommt, dass sie Spanisch für gefragter auf dem Arbeitsmarkt halten.
Und ist da was dran?
Auch das ist so nicht richtig und es muss ein Umdenken stattfinden. Es kommt ja nicht nur darauf an, von wie vielen Menschen bzw. in wie vielen Staaten die Sprache gesprochen wird, sondern vor allem auf die Wirtschaftsmacht dieser Staaten. Frankreich ist nach wie vor der wichtigste Wirtschaftspartner für Deutschland. Es gibt aktuell rund 250.000 Arbeitspl?tze in franz?sischen Firmen mit Sitz in Deutschland – und umgekehrt sogar 350.000 Arbeitspl?tze in deutschen Unternehmen, die ihren Sitz in Frankreich haben. Umso bedauerlicher sind die Pl?ne in Frankreich, den dortigen Deutschunterricht in Schulen stark zu reduzieren. Auch kulturell gesehen ist das sehr schade.
K?nnen 360直播吧 das genauer erkl?ren? Was geht verloren?
Frankreich ist unser direktes Nachbarland und der ?lysée-Vertrag von 1963 als deutsch-franz?sischer Freundschaftsvertrag steht nicht nur für den Frieden, sondern hat bis heute viele, viele Programme und Initiativen des Austauschs hervorgebracht. Die sind natürlich dann gef?hrdet, wenn die Sprachkompetenz zurückgeht, denn dann fehlt es an Nachwuchs. Eine deutsch-franz?sische Kommunikation auf Englisch hat nicht denselben Effekt, bringt nicht dasselbe kulturelle Verst?ndnis. Auch von der Europ?ischen Union ist explizit individuelle Mehrsprachigkeit gewünscht. Und schlie?lich waren und sind gerade Deutschland und Frankreich als Partner ein Motor für die Europ?ische Vereinigung.
Interview: Frauke D?ll