thys­sen­krupp-CFO Gui­do Kerk­hoff: Gast­red­ner an der Uni­ver­si­t?t Pa­der­born im Rah­men der Ver­an­stal­tungs­rei­he ?Wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­ches Den­ken und Han­deln“

?Die Rolle des Finanzchefs (CFO) in Restrukturierungsprozessen“ war das Thema der diesj?hrigen Podiumsdiskussion. Die Veranstaltung war eine Kooperation der Fakult?t für Wirtschaftswissenschaften der Universit?t Paderborn mit der Schmalenbach-Gesellschaft. H?hepunkt war der Auftritt des thyssenkrupp-Finanzchefs (CFO) Guido Kerkhoff, eingeladen von Dekanin Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane und Studiendekan Prof. Dr. H.-Hugo Kremer. Neben den Genannten waren auf dem Podium mit dabei Prof. Dr. S?nke 360直播吧vers, Lehrstuhl für BWL, intern. Rechnungslegung, Prof. Dr. André Uhde, Lehrstuhl für BWL, Finanzierung und Investition, Georg Giersberg, FAZ-Wirtschaftsredakteur und Moderator, sowie die durch zwei Vorstandsmitglieder – Kerkhoff und Sureth-Sloane – vertretene, mitveranstaltende Schmalenbach-Gesellschaft.

Georg Giersberg, Alumnus der Universit?t Paderborn und Wirtschaftswissenschaftler, hatte sich bereits im vergangenen Jahr durch eine souver?ne und humorvolle Gespr?chsführung mit Gastredner Dr. Frederick G. Pferdt von Google für einen erneuten Einsatz als Moderator bei Guido Kerkhoff empfohlen. Giersberg ging mit seiner ersten Frage an den Top-Manager, wie sich die Arbeit eines CFO heute darstelle, ins Volle und lenkte die Aufmerksamkeit des studentisch-akademischen Publikums sogleich auf den Gast. Technik und Tempo h?tten alles ver?ndert, antwortete Kerkhoff und konkretisierte: ?Das schlie?t auch die Geldstr?me und den W?hrungsfluss mit ein.“ Ferner gestalte sich die Arbeit heutzutage viel weniger hierarchisch, bedingt auch dadurch, dass stets ein enormer Grad an Fachwissen in Gestalt von st?ndig wechselnden Mitarbeitern an den Tisch geladen werden müsste: ?Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen aktiv dabei sein.“ Giersberg fragte, ob das frühere Postulat ?Führung durch Wissen“ nach wie vor Gültigkeit habe, was Kerkhoff trocken-humorvoll so beantwortete: ?Wissen schadet nicht!“ Doch k?nne heute ein Einzelner nicht mehr alles wissen: ?Ich erhebe an mich nicht den Anspruch, alles wissen zu müssen.“

Folgen der Digitalisierung im Finanzwesen

Mit Blick auf die zahlreich erschienenen Studierenden warf Giersberg dann die Frage auf, ob die in vergangenen Zeiten geforderte Spezialisierung auf bestimmte wirtschaftswissenschaftliche Fachgebiete auch heute noch gelte? Das h?nge heute eher von Fall zu Fall ab, tats?chlich sei beides gefordert, sowohl Spezialwissen als auch breit aufgestellt zu sein, entgegnete Kerkhoff: ?Am besten erreichbar, wenn man m?glichst viele Abteilungen im Unternehmen kennenlernt.“

Mit der n?chsten Frage lenkte Giersberg auf ein Thema, das im Folgenden die Diskussionen zwischen den anwesenden Wissenschaftlern und Studierenden beherrschte: ?Wie ver?ndert Digitalisierung die Finanzarbeit in einem Konzern?“ Für den CFO eine unaufhaltsame Entwicklung mit Folgen: ?Die klassischen Bereiche wie Rechnungs- und Steuerwesen sind von der Digitalisierung am meisten betroffen. Hier kann vieles automatisiert werden.“ Giersberg darauf: ?Bringt Digitalisierung Ordnung ins Gesch?ft?“ Kerkhoff: ?Klares Ja. Viele Prozesse, die in der Vergangenheit h?tten manuell abgearbeitet werden müssen, sind heute schlicht überflüssig geworden. Nicht nur wir, sondern auch die gro?en Wirtschaftsprüfungsunternehmen sind heute in kürzester Zeit in der Lage, selbst aufw?ndige Finanzprozesse zu prüfen.“
 

Verh?ltnis von Investitionen und Produktivit?t

Fragen, ob in Deutschland zu wenig Investitionsbereitschaft und eine zu geringe Produktivit?t herrschten, beantwortete der erfahrene Finanzchef so: ?Wir brauchen heute h?ufig eher mehr Flexibilit?t als nur h?here Produktivit?t bei der Modernisierung von Anlagen.“ Und was die Frage nach mehr Investitionen betreffe, investierten deutsche Unternehmen vielleicht weniger in Deutschland, aber doch erheblich mehr in den ausl?ndischen Wachstumsm?rkten: ?Der deutsche Markt ist an vielen Stellen ges?ttigt und bietet daher weniger Wachstumschancen als andere M?rkte.“

Nach den Fragen Giersbergs zur gerechten Entlohnung für Manager wurde die Diskussion durch Einbeziehung der Professoren Sureth-Sloane, 360直播吧vers und Uhde auf eine breitere Grundlage gestellt. Dabei ging es im Wesentlichen um das Joint Venture mit dem Unternehmen Tata Steel und die Folgen für die Gesellschaft, besonders die Arbeitspl?tze: ?Die Mitarbeiter müssen bei solchen Restrukturierungsprozessen mitgenommen werden.“
 

Steueroptimierung oder Steuervermeidung?

Allgemeines Aufhorchen erzielte Giersberg mit der Frage an die Dekanin, ob so ein Joint Venture ein Grund sei, den Steuerort nach Amsterdam zu verlegen: ?Ja“, antwortete Sureth-Sloane, das k?nne es durchaus, wobei beim Thema ?Amsterdam“ mit Blick auf die ?Paradise Papers“ bei Manchem wohl die Glocken l?uteten. Doch seien die Niederlande aus vielen Gründen ein hoch attraktiver Standort, nicht zuletzt deswegen, weil die Niederlande über ein besonders gro?es weltweites Netz aus Doppelbesteuerungsabkommen verfügen. Dieses Netz und umfassende M?glichkeiten, von den niederl?ndischen Finanzbeh?rden bei steuerlich unklaren Sachverhalten verl?ssliche Aussagen zu erhalten, vermeiden Mehrfachbesteuerung und bieten Rechtssicherheit. “Bei thyssenkrupp haben steuerliche Gründe für die Entscheidung, den Standort des geplanten Joint Ventures im Stahlbereich mit Tata Steel in die Niederlande zu legen, jedoch keine Rolle gespielt. Die Niederlande haben hier keine steuerlichen Vorteile geboten. Es ging um einen für beide Partner neutralen Standort mit guter Infrastrukturanbindung“, so Kerkhoff.

Kerkhoff ?u?erte schlie?lich seine allgemeinen Ansichten zur Frage ?Steueroptimierung oder Steuervermeidung durch Verlegung ins Ausland“ folgenderma?en: ?Aus juristischer Sicht gibt es da nichts zu beanstanden. Es ist eine wesentliche Aufgabe des CFO, die Steuersituation des Unternehmens im legalen Rahmen zu optimieren.“ Die weitere Diskussion unter Einbeziehung des gesamten Auditoriums drehte sich anschlie?end im Wesentlichen um den Stellenwert von ?Künstlicher Intelligenz“, die Optimierung von Finanzkennzahlen und die Digitalisierung weiterer Bereiche im Finanzwesen.

Studiendekan Prof. Dr. H.-Hugo Kremer schloss die Veranstaltung mit Dankesworten an den thyssenkrupp-Manager: ?360直播吧 haben uns überzeugt durch Ihre authentische, bodenst?ndige Art, komplizierte Zusammenh?nge zu erl?utern.“
 

Text/Foto: Dr. Reinhard Schwarz

Foto (Dr. Reinhard Schwarz): v. l.: Prof.  Dr. André Uhde, Prof. Dr. H.-Hugo Kremer, thyssenkrupp-CFO Guido Kerkhoff, Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane, Prof. Dr. S?nke 360直播吧vers (alle Universit?t Paderborn) und Georg Giersberg (FAZ).
Foto (Dr. Reinhard Schwarz): v. l.: Prof. Dr. André Uhde, Prof. Dr. H.-Hugo Kremer, thyssenkrupp-CFO Guido Kerkhoff, Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane, Prof. Dr. S?nke 360直播吧vers (alle Universit?t Paderborn) und Georg Giersberg (FAZ).