Das Recht zu erobern – Die Legitimation von Eroberungen im frühen und hohen Mittelalter

?berblick

Eroberungen bedurften auch im früheren Mittelalter (ca. 500 bis ca. 1150) der Legitimation. Diese Aussage widerspricht der bisher g?ngigen Forschungsmeinung, wird mit dem anvisierten Projekt jedoch validiert. Der Nachweis der Rechtfertigungsbedürftigkeit von milit?rischen Herrschaftserweiterungen wird weitreichende Konsequenzen für die Erforschung des Konzepts ?Eroberung‘, aber auch von Krieg und Herrschaft in dieser Zeit haben. Darüber hinaus schlie?t das Projekt eine Forschungslücke in der Medi?vistik, denn die Legitimierung von Eroberungen wurde bisher nie konzentriert in den Blick genommen.

Ein auf Eroberungserz?hlungen fokussierter Blick l?sst erkennen, was durch die H?ufigkeit, mit der Konflikte in dieser Zeit milit?risch ausgetragen wurden, und die zeitgen?ssische Erwartungshaltung gegenüber den Herrschenden, sich im Krieg zu bew?hren, verschleiert wird: ein Bedürfnis, den Eroberungskrieg und die gewaltsame Herrschaftsübernahme zu rechtfertigen – vor Gott und den eigenen Leuten, teilweise aber auch gegenüber Dritten. Offenbar musste man dem Verdacht, man habe aus Habgier zu den Waffen gegriffen, insbesondere dann begegnen, wenn durch den Krieg neues Land erworben und die eigene Herrschaft ausgeweitet wurde. Anders als gemeinhin angenommen rekurrierte man dabei auch im früheren Mittelalter auf die Idee des gerechten Krieges, deren Zusammenspiel mit anderem Gedankengut wie dem der Barbarenbek?mpfung, der Verteidigung des Glaubens oder auch des Heiligen Krieges zu untersuchen ist.

?ber den blo?en Nachweis des rechtlich-moralischen Diskurses und den Wissensbest?nden, die ihn formten, sollen auch die narrativen Strategien und Argumenten ermittelt werden, mit denen Eroberungen legitimiert und zuweilen auch delegitimiert wurden. Dabei ist zu beobachten, wie die zugrundeliegenden politischen Ideen zusammenwirkten, in Konkurrenz traten oder verschmolzen und inwieweit sich zu bestimmten Zeiten Konjunkturen der einen oder anderen Idee abzeichneten.Die Erforschung des Eroberungsdiskurses erfolgt auf einer breiten Quellengrundlage. Im Zentrum stehen historiografischen Werke, die mittels Dichtung, Briefen und Urkunden, hagiographischer Zeugnisse, normativer Quellen sowie theologischer Traktate kontextualisiert werden. Methodisch stützt sich die Arbeit dabei auf ideengeschichtlicher Ans?tze sowie Anleihen aus der Narratologie.

Der geografische Fokus liegt auf dem Franken- sowie dem ostfr?nkisch-deutschen Reich, dessen Herrscher sich immer wieder als Eroberer hervorgetan haben. Zu nennen sind Chlodwig I., Karl der Gro?e, Heinrich I. und Otto der Gro?e, um deren Lebenszeiten sich die ersten Untersuchungszeitr?ume gruppieren. Ein weiterer umfasst die Zeit der ersten beiden Kreuzzüge, die mit der Verknüpfung von Krieg und Eroberung mit Pilgerschaft und Bu?e neue Formen der Legitimation hervorbrachten.

Key Facts

Laufzeit:
01/2019 - 12/2025
Gef?rdert durch:
DFG

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Projektleitung

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Dr. Anne Foerster

Mittelalterliche Geschichte I

Zur Person

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A. Foerster, in: A. Bihrer, R. Szill (Eds.), Eroberte im Mittelalter: Umbruchssituationen erleben, bew?ltigen, gestalten, De Gruyter, Berlin, 2023, pp. 197–121.
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